Was ist das Virus der Borna’schen Krankheit?
Das Virus der Borna’schen Krankheit (BoDV-1) ist ein hochansteckender Erreger, der sowohl Tiere als auch Menschen betreffen kann. Benannt ist es nach der Stadt Borna in Sachsen, wo im 19. Jahrhundert erste Fälle bei Pferden dokumentiert wurden. Damals war die Ursache des massenhaften Pferdesterbens noch unbekannt – heute wissen wir, dass das Virus der Familie Bornaviridae angehört und ein zoonotischer Erreger ist, also vom Tier auf den Menschen übertragbar.
Der Erreger wird durch das Bornavirus verursacht, das sich bevorzugt im zentralen Nervensystem seiner Wirte ausbreitet. Besonders betroffen sind Tiere wie Pferde, Schafe und Nagetiere, aber auch Menschen können erkranken – was die Krankheit zu einer ernstzunehmenden gesundheitlichen Bedrohung macht.
Klassifikation und Virologie
Eigenschaft | Beschreibung |
Name | Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) |
Virusfamilie | Bornaviridae |
Genomtyp | Negativsträngige RNA |
Wirtsspektrum | Mensch, Pferd, Schaf, Katze, Spitzmaus |
Erstmals entdeckt | 1885 in Borna, Sachsen |
Die Übertragbarkeit auf den Menschen wurde erst in den letzten Jahrzehnten erkannt und wird in der medizinischen Fachwelt intensiv erforscht. Besonders tragisch: Infektionen verlaufen beim Menschen oft tödlich und sind schwer zu diagnostizieren.
Wirtsspektrum: Mensch und Tier betroffen
Im natürlichen Zyklus dient die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) als Reservoir. Diese Tiere tragen das Virus in sich, ohne selbst zu erkranken – ein klassisches Beispiel für eine stille Infektionsquelle. Von dort aus kann das Virus durch Speichel, Kot oder Urin auf andere Tiere und in seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragen werden.
Zitat eines Virologen:
„Das Bornavirus ist ein stiller Killer – seine Auswirkungen sind dramatisch, seine Herkunft lange Zeit unklar geblieben.“ – Dr. R. Jansen, Institut für Virologie München
Die Relevanz des Bornavirus ist in den letzten Jahren gestiegen, da auch in Deutschland vermehrt Infektionsfälle beim Menschen bekannt wurden – insbesondere in Bayern und Sachsen. Diese regionale Häufung lässt vermuten, dass das Virus in bestimmten Regionen endemisch vorkommt.
Ursachen und Übertragungswege
Das Virus der Borna’schen Krankheit ist ein sogenannter zoonotischer Erreger – das bedeutet, dass es von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Die Ursachen der Infektion sind komplex, da das Virus über längere Zeiträume in Wildtierpopulationen zirkulieren kann, bevor es zu einer akuten Erkrankung kommt. Besonders entscheidend ist dabei der Kontakt zu bestimmten Tierarten, die als natürliche Wirte fungieren.
Natürliche Wirte und Verbreitung
Die wichtigste Rolle bei der Übertragung spielt die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese kleine, unscheinbare Mausart trägt das Virus dauerhaft in sich, ohne selbst krank zu werden. Sie gilt als Hauptreservoir für das Bornavirus und kann das Virus durch Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin oder Kot ausscheiden. Eine Infektion beim Menschen erfolgt höchstwahrscheinlich durch den Kontakt mit kontaminierten Materialien, etwa beim Reinigen von Ställen, Schuppen oder in Gärten, in denen sich infizierte Spitzmäuse aufhalten.
Weitere mögliche Infektionsquellen:
- Kontakt mit infizierten Haustieren (Katzen oder Pferde)
- Direkter Umgang mit toten Wildtieren
- Einatmen von virushaltigem Staub (z. B. auf Dachböden)
- Verzehr kontaminierter Lebensmittel ist nicht nachgewiesen, aber theoretisch denkbar
Wichtig zu wissen: Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung konnte bislang nicht wissenschaftlich belegt werden. Alle bisher bekannten Fälle lassen sich auf Umweltkontakte zurückführen.
Infektionswege beim Menschen
Der genaue Mechanismus, wie das Virus der Borna’schen Krankheit in den menschlichen Organismus gelangt, ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass das Virus über die Nasenschleimhaut oder kleine Hautverletzungen aufgenommen wird. Anschließend gelangt es ins zentrale Nervensystem, wo es eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) auslöst.
Einmal im Gehirn angekommen, ist das Virus extrem schwer zu bekämpfen. Das macht die Früherkennung so wichtig – leider sind die Symptome anfangs sehr unspezifisch.
Gefährdungslage in Deutschland
In Deutschland wurden in den letzten Jahren mehrere Todesfälle durch das Bornavirus dokumentiert – vor allem in Bayern, Sachsen und Thüringen. Das Robert Koch-Institut (RKI) stuft das Virus daher als relevant für den öffentlichen Gesundheitsdienst ein.
Besonders gefährdete Gruppen:
- Landwirte und Gärtner
- Tierärzt:innen und Stallpersonal
- Personen mit regelmäßigem Kontakt zu Wildtieren
- Bewohner ländlicher Regionen mit hohem Spitzmausvorkommen
Risikogruppe | Gefährdungsgrad | Empfehlung |
Landwirte | Hoch | Schutzkleidung, Tierkontakt vermeiden |
Tierärzte | Hoch | Hygienemaßnahmen, Desinfektion |
Allgemeinbevölkerung | Niedrig bis Mittel | Aufklärung, Vorsicht bei Nagetierkontakt |
Die gute Nachricht: Eine Infektion ist trotz des Vorkommens sehr selten – die schlechte: Ist eine Infektion erfolgt, verläuft sie in der Regel tödlich.
Symptome bei Mensch und Tier
Beim Menschen beginnt eine Infektion mit dem Virus der Borna’schen Krankheit oft schleichend. Erste Anzeichen sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Diese frühen Symptome sind unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Häufig wird die Erkrankung daher erst spät erkannt.
Im weiteren Verlauf tritt eine schwere Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) auf. Symptome wie Verwirrtheit, Sprachstörungen, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen sind typisch. Die Erkrankung schreitet schnell voran und endet meist tödlich. In vielen Fällen versterben die Patienten innerhalb weniger Tage bis Wochen.
Auch Tiere zeigen ähnliche neurologische Symptome. Pferde und Schafe entwickeln Störungen der Motorik, Futterverweigerung oder auffälliges Verhalten. Bei Katzen treten Krampfanfälle und Bewegungsstörungen auf. Ohne Behandlung führt die Infektion fast immer zum Tod des Tieres.
Diagnose und medizinische Behandlung
Die Diagnose des Virus der Borna’schen Krankheit ist schwierig und erfordert spezielle Labortests. Da die Symptome unspezifisch sind, denken viele Ärzt:innen zunächst nicht an BoDV-1. Ein Verdacht entsteht meist erst bei rasch fortschreitenden neurologischen Symptomen. Dann erfolgt eine Laboranalyse des Hirngewebes oder der Rückenmarksflüssigkeit.
Zur Bestätigung wird das Erbgut des Virus per PCR-Test nachgewiesen. Zusätzlich werden Antikörpertests oder histologische Untersuchungen eingesetzt. Eine gesicherte Diagnose kann meist nur in spezialisierten Zentren erfolgen. Postmortale Untersuchungen liefern häufig den endgültigen Beweis.
Leider gibt es bisher keine spezifische Therapie gegen das Virus. Die Behandlung ist rein symptomatisch und zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern. Antivirale Medikamente wie Favipiravir wurden experimentell eingesetzt, jedoch ohne klaren Erfolg. Die Sterblichkeitsrate bleibt trotz intensivmedizinischer Betreuung hoch.
Prävention und aktuelle Forschung
Da das Virus der Borna’schen Krankheit derzeit nicht heilbar ist, spielt Prävention eine zentrale Rolle. Wichtig ist es, den Kontakt mit Wildnagern – besonders mit Spitzmäusen – zu vermeiden. Schutzhandschuhe und Atemmasken sind beim Aufräumen alter Gebäude sinnvoll. Tierkadaver sollten niemals mit bloßen Händen angefasst werden.
Haustiere wie Katzen können das Virus über infizierte Beutetiere aufnehmen. Daher sollten sie in Risikogebieten möglichst im Haus gehalten werden. Auch Pferdehalter sollten Ställe regelmäßig reinigen und auf Hygiene achten. Die Umweltkontrolle ist entscheidend, um das Risiko zu senken.
In der Forschung laufen derzeit Studien zu Impfstoffen und antiviralen Medikamenten. Besonders das Bundesforschungsministerium unterstützt die Entwicklung neuer Diagnostikverfahren. Ein interdisziplinärer Ansatz – One Health genannt – verbindet Tiermedizin und Humanmedizin. Ziel ist es, zukünftige Ausbrüche besser zu erkennen und zu verhindern.
Fazit: Wachsamkeit ist der beste Schutz
Das Virus der Borna’schen Krankheit ist zwar selten, jedoch hochgefährlich. Besonders in Süddeutschland sollten Menschen mit Tierkontakt achtsam sein. Da es bislang keine Heilung gibt, ist Aufklärung der wirksamste Schutz. Jeder Verdachtsfall sollte ernst genommen und medizinisch abgeklärt werden.
Die Forschung arbeitet mit Hochdruck an Lösungen. Impfstoffe und bessere Diagnosemethoden könnten zukünftig Leben retten. Bis dahin bleibt nur die Vermeidung von Risikosituationen. Wer ländlich lebt oder mit Tieren arbeitet, sollte Hygienemaßnahmen konsequent umsetzen.
Für medizinisches Fachpersonal ist es wichtig, Bornaviren bei neurologischen Symptomen in Betracht zu ziehen. Eine frühe Diagnose könnte in Zukunft über Leben und Tod entscheiden. Das Thema verdient mehr öffentliche Aufmerksamkeit und gezielte Aufklärungsarbeit.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- Ist das Virus der Borna’schen Krankheit auf Menschen übertragbar?
Ja, aber nur über den Kontakt mit infizierten Tieren, vor allem Spitzmäusen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist bisher nicht bekannt. - Wie häufig tritt die Krankheit beim Menschen auf?
Sehr selten – in Deutschland wurden bisher nur vereinzelte Fälle registriert, meist mit tödlichem Verlauf. - Können Haustiere das Virus übertragen?
Ja, vor allem Katzen, wenn sie infizierte Spitzmäuse jagen und in engem Kontakt mit Menschen stehen. - Gibt es eine Impfung gegen das Virus?
Nein, derzeit existiert keine Impfung. Die Forschung dazu läuft jedoch bereits.